Juryberündung
Das
Schauspielhaus Salzburg hat mit dieser Aufführung ein eindringliches Mahnmal gesetzt. „Srebrenica“ bedeutet im historischen Gedächtnis Genozid an den bosnischen Muslimen 1995. Hasan Nuhanovic
befand sich mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder drei Jahre vor den serbischen Mördern auf der Flucht, von Versteck zu Versteck in ihrer Heimat Bosnien-Herzegowina, bis sie mit 60.000
Bosniaken in Srebrenica, der vermeintlichen Rettungsinsel, zusammen getrieben wurden. Am Ende überlebt von der Familie nur Hasan das Massaker, er schreibt das Unvorstellbare auf. Der Dramaturg
und Regisseur Peter Arp erstellt die unsentimentale Bühnenfassung. Der großartige Schauspieler Matthias Hinz erzählt, unterstützt von vier weiteren Schauspielern, unaufgeregt, lakonisch, das
Unfassbare. Schlicht und wirkungsvoll der Raum: ein rechteckiges Beet mit Mulch bedeckt, acht unterschiedlich hohe Stelen symbolisieren Bäume, vier Hocker bieten Rastplätze für die erschöpften
Flüchtlinge. Man hält 100 Minuten lang den Atem an. Man hält nicht für möglich, dass Gleiches anderswo wieder geschieht.
(Eva Maria
Klinger)